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Villa rustica Fronäcker

Von Stadtwiki

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Die villa rustica in Lomersheim

Die Villa rustica Fronäcker ist eine von etwa ein Dutzend Villae rusticae im Enzkreis. Sie befindet sich im heutigen Industriegebiet Im Letten, das offiziell zur Gemarkung Mühlacker (Dürrmenz) gehört, de facto aber ein Teil von Lomersheim ist. Die Ausgrabung erfolgte 1989, obgleich sie aufgrund von Ziegel und Steinfunden bereits vorher bekannt war.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Aufbau

Der römische Gutshof entstand vermutlich Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. In der Folgezeit wurde das Gebäude mehrmals erweitert bzw. erneuert. Das ursprüngliche Gebäude war 11 x 6,20 m groß und befand sich auf dem Areal der als B und C bezeichneten Räume. Auf dessen Fundament erbauten die Römer in der zweiten Hälfte des 2. Jh. drei Wohnräume (A, B, C) und östlich davon einen 10,50 x 14,50 m großen Hof (D). In diesen Innenhof gelangte man durch den mittleren Raum B. Der Gebäudekomplex war mit seiner Frontseite nach Süden in Richtung der Enz ausgerichtet.

Die zweite größere Bauperiode fand Anfang des 3. Jahrhundert statt und erweiterte den Gutshof zu einer altrömischen Risalitvilla. Man fügte einen Säulengang (F/G), den sog. Portikus, und einen weiteren Risaliten (H) im Osten hinzu. Ebenso erbaute man einen Keller (F/E). Diesen erreichte man über einen überwölbten Treppeneingang im Innenhof.

Reste vom weißen und bemalten Wandverputz belegen das Aussehen des Gutshofs.

Die dritte Umbauphase fand vermutlich nach einem größeren Brand statt. Brandspuren fand man auf dem Kellerboden und auf Verputzresten. Den Keller füllte man mit Schuttmaterial und man entfernte die Trennwand zwischen Raum B und C. Desweiteren legte man einen Stampflehmboden im Gebäude an.

Niedergang

Man vermutet einen Bestand der Villa rustica bis nach 263 n. Chr., als sich die Römer bedingt durch den Limesfall aus diesem Gebiet zurückzogen. Über den Vorgang gibt es nur Spekulationen. Schnittspuren auf einem Halswirbelknochen lassen auf einen gewaltsamen Tod schließen, die sich aber nicht eindeutig zeitlich einordnen lassen. Mehrere gefundene Dachziegel deuten auf einen späteren Einsturz des Gebäudes hin.

Entdeckung

Die Villa rustica war den Bewohnern aufgrund von Stein- und Ziegelfunden bereits länger bekannt. Die Oberamtsbeschreibung von 1870 spricht von römischen Gebäudesubstruktionen "in namhafter Ausdehnung".[1] Der Herausgeber, Eduard Paulus, vermutete, dass die Volkssage, Dürrmenz habe einmal bis an die Grenze von Lomersheim gereicht, durch das römische Gebäude entstanden ist. Ferner nahm er an, dass der nördlich der Fronäcker gelegene Punkt "auf der Lug" ein "Späheposten" der Römer gewesen sei.

Ausgrabung und Funde

Das Hauptgebäude wurde 1989 von der Archäologischen Denkmalpflege des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg in Karlsruhe ausgegraben und untersucht. Die Ausgrabung wurde vom Archäologen Jean-Claude Hugonot im Zuge der Erschließung des Gewerbegebiets "Im Letten" durchgeführt.

Die meisten Funde stammen aus dem Füllmaterial des Kellers. Dazu gehören Keramikgeschirr (Terra sigillata; zw. 150 und 250 n. Chr. entstanden), Teile eines Kellertisches und Reste von Hohlziegelbruchstücken (Tubuli), die eine ehemalige Heizanlage (Hypocaustum) vermuten lassen.

Die Ausgrabung kostete der Stadt 1990 über 100.000 DM.

Luftbildaufnahmen deuteten auf weitere Nebengebäuden hin, weshalb eine größere römische Anlage vermutet wird. Im Juli 2003 entdeckte der Historisch-Archäologische Verein weitere Terra Sigillata-Scherben, während einer Aushebung einer Baugrube westlich der Firma Kurtika. Anschließende Grabungen belegten weitere Mauerreste eines Nebengebäudes, allerdings behinderten Überbauungen weitere Grabungen.

Heute

Nach den Ausgrabungen wurde die Villa rustica überbaut und befindet sich teilweise auf der Straße "Im Letten", sowie den Grundstücken der Fa. Kurtika und der Johann-Christoph-Blumhardt-Schule. Den Grundriss des Guthofs rekonstruierte man mit Pflastersteinen und fügte zwei Erklärungstafeln und ein Nachbildungsmodell dazu.

Einzelnachweise

  1. Paulus, Eduard (Hrsg): Beschreibung des Oberamts Maulbronn. Stuttgart 1870. S. 211
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